Point of view – Premiere
Choreographie Jai Gonzales – Ensemble UnterwegsTheater
Vorstellungen in der HebelHalle / Künstlerhaus UnterwegsTheater
18.-21.11.2021 – jeweils 20 Uhr
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Jai Gonzales geht es in ihrer Arbeit um die Standpunkte, die aus dem Gesichtswinkel des jeweiligen Tänzers/Betrachters “wohl stimmen“ – und dennoch nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit zeigen. Die Vielstimmigkeit zu orchestrieren, ihr einen Klang zu verschaffen, der mehr ist als die Summe der Einzelstimmen, ist Ziel der peruanischen Choreographin und Gründerin des Heidelberger UnterwegsTheaters auch mit dieser Arbeit, die nun in überarbeiteter Fassung zur Premiere kommt.
Mit dabei die internationalen SolistInnen, die bereits viele Jahre das Ensemble Unterwegs mit Ihrem Wesen und Können bereichern: der griechische Tänzer Stavros Apostolatos, die Australierin Tiana Lara Hogan, die Russin Sada Mamedova, der Japaner Shota Inoue, der Spanier Andrés Garcia und (ganz neu) die Griechin Anastasia Brouzioti. Licht und Produktion hat Bernhard Fauser inne.
Der rote Faden dieser Arbeit ist die ständige Neuerfindung, die ständige Wiedervorlage der Erinnerung an Standpunkte der Vergangenheit und Gegenwart. Überlagern sie sich? Addieren sie sich? “Unsere Bühne ist der Kreuzungspunkt einer Unendlichkeit von Perspektiven, jedoch kein Raum für „Dis-Konzert”. Es ist der Ort, an dem man nicht ankommt um zu vergessen, sondern den man aufsucht, um sich zu verwandeln, großem und kleinem Ärger Gehör zu verschaffen, der Nicht-Übereinstimmung, Meinungsverschiedenheiten Platz zu geben. Man kommt, um „sich zu (ver-)einigen“. “Die Bühne möge Raum für Metaphern sein, für die Schönheit, Neues zu (er-)finden, zu lernen, zu ringen”, so Jai Gonzales weiter. Alles sollte dazu animieren, zu denken, zu fühlen und Rätsel zu entziffern.
Die Interessen einiger stehen über dem Wohl vieler. Das wissen wir. Shakespeare´s Zitat „Fair is foul and foul is fair“, scheint der Slogan unserer Tage zu sein. Und es ist interessant, dass die Krise der Coronapandemie nicht etwa dazu geführt hat, dass “Solidarität und Gerechtigkeit“ zu Worten des Jahres 2021 gewählt wurden, sondern „cringe“ und „sus“. Ist das die „Diskrepanz zwischen den tatsächlichen sozialen Verhältnissen und der subjektiven Wahrnehmung von Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten“, wie es die post-pandemisch-liberale Ökonomie gerne deutet? Oder hat das Unbehagen mit dem „gesunden“ Menschenverstand zu tun?!