Tanzproduktion des UnterwegsTheater Heidelberg mit 7 TänzerInnen, Filmprojektionen und Klangräumen
Choreographie: Jai Gonzales
Musik: Terry Riley
Licht: Norbert Mohr
03.-06.07.2008, 20.30 Uhr, im Alten Hallenbad
26.-29.06, 20.30 Uhr
19.-22.06., 20.30
Für die in Peru geborene und in Heidelberg lebende Choreographin Jai Gonzales ist „Zorn“ eine in der heutigen Gesellschaft unterdrückte, unauslebbare Emotion, die sich allenfalls in individuellen, grausamen Akten des Jähzorns entlädt. Im ursprünglichen „Zorn“ liege eine ungeheure, gewaltige Kraft: Das spiegelten nicht nur die großen Texte der griechischen Mythologie oder der Bibel wider.
Ist „Zorn“ etwa, wie die Liebe, ein dem Göttlichen zugesprochenes Gefühl – ein heiliges Gefühl?
„Zorn“ in seiner tieferen Bedeutung ist weit mehr als sich entladende Wut. „Zorn“ ist eine Reaktion auf Ungerechtigkeit und Leid. Wir haben verlernt, in diesem Sinne zornig zu sein. Heute ergehen wir uns in politischen „Empörungsdebatten“, die allenfalls dazu dienen, das nicht mehr Tolerierbare der wachsenden Ungerechtigkeit und Unterdrückung in ein familiäres, gesellschaftsfähiges Vokabular zu transformieren, grausame Bilder (man denke an die Banalisierung des Leidens und der Ungerechtigkeit durch die Medien) Wohnzimmer tauglich zu präsentieren.
„Zorn“ als Reaktion auf die Ungerechtigkeit in dieser Welt drängt auf politische Veränderung, darum ist „Zorn“ weit mehr als ein Begriff aus der Psychologie. „Zorn“ ist eine ethisch-moralische Haltung – aber kein Freischein zur Gewaltausübung.
Im „Zorn“ liegt die Kraft zur kollektiven Mobilisierung und damit zur politischen Veränderung. Den schmalen Grat zur kollektiven Verblendung hat die Menschheit mehr als einmal überschritten.
Im geschützten Raum der Bühne wendet sich Gonzales der unbändigen Kraft des „Zorns“ zu und verwandelt ihn in kontrollierte Bilder und Gesten.